Turbulentes Lustspiel um reichen Erb-Onkel setzt Mösbacher Theatertradition fort


Achern-Mösbach (sp). Wackere Ritter galoppierten mit wehenden „Plunderhosen“ und voller Tatendrang durch die Drei-Kirschen-Halle. Hübsche Burgfräuleins sehnten sich nach Liebe, Geld und Schönheit. Die Zuschauer erlebten beim Dreikönigs-Theater des Männerchors „Eintracht“ sogar „Theater im Theater“, und die Bühne verwandelte sich schlagartig vom Leichenschmaus in einem Wohnzimmer nebst heftiger Streiterei ums Erbe in die prächtige „Ritterburg vom Kutzenstein“, in der beim hitzigen Schwertkampf aus Versehen der falsche Ritter erstochen wird. Die Zuschauer bogen sich vor Lachen über das, was sich im dritten Akt des Lustspiels „Onkel Herrmann und die Plunderhosen“ abspielte und mit welch fabelhafter Spielfreude das Ensemble um Regisseur Hans Peter Doll auf den Mösbacher Burgzinnen ein wahres Feuerwerk an herzhafter Fröhlichkeit entfachte. Zwei ausverkaufte Vorstellungen, begeisterte Besucher und ein dickes Lob des Vorsitzenden Johann Klumpp waren der Lohn für die Aufführung ganz im Stil der über 85-jährigen Laienspiel-Tradition der „Eintracht“.

Damit die Spieler Kulissen im Rampenlicht der Bühne glänzen konnten, sorgten der Vereinshandwerker Norbert Klumpp und Maler Franz Schott für prächtige Kulissen und das Team um Tina Karcher für das passende Outfit der Helden. Geehrt wurde der begeisterte Sänger Manfred Doll, der seit 20 Jahren auf der Bühne steht und mit Paraderollen glänzte. Scheinheilige Trauer durchwehte die gute Stube von Elfriede Schmitt (Annette Ohnmacht) und Klaus-Dieter Schmitt (Ewald Klumpp), denn E Erb-Onkel Herrmann segnete das Zeitliche und in den „tiefen Schmerz“ um den geliebten Verstorbenen mischte sich unbändige Freude auf ein stattliches Erbe. Denn der Onkel war nicht verheiratet und soll zu Lebzeiten Berge von Geld angehäuft haben, das auch bei Anneliese Schmitt (Verena Reith) und Benno Schmitt (Manfred Doll) sowie deren hübschen Tochter Andrea (Steffi Koch) für Glücksgefühle sorgte. In „weiser“ Voraussicht hatte Kommandant Eberhard Höfling (Matthias Streck) ein neues Feuerwehrfahrzeug bestellt und wurde darin von seiner Frau Ingeborg Höfling (Katja Huber) geradezu feurig unterstützt, denn „de Herrmann“ war mit Feuer und Flamme ein „Floriansjünger“ und würde gewiss für eine Geldspritze sorgen. Während die einen schon mal die ersten Erbsachen in Sicherheit brachten und die anderen nach dem Testament suchten, fuhrwerkte auch noch die Nachbarin Adelheid Koch (Maria Doll) dazwischen, und der Kessel dampfte endgültig, als bei der Suche nach den Erbschätzen die Geburtsurkunde eines unehelichen Sohnes auftauchte und dieser in Person von „Dr. Horst Fröhlich“ (Bernd Sutterer) auch noch am Grab auftaucht. Beim Leichenschmaus war endgültig Feuer unter dem Dach, denn der unbekannte Sohn entpuppte sich als Notar aus der Schweiz. In einer Video-Botschaft teilte Onkel Herrmann der völlig zerstrittenen Trauergesellschaft mit, dass sie nur dann an den „Zaster“ drankommen, wenn sie beim Feuerwehrfest sein selbst geschriebenes Theaterstück „in de Sproch vum Mittelalter“ über den Herzog von Kutzenstein aufführen. Die Gaudi war perfekt, die Pferde wieherten und die hübschen Prinzessinnen winkten mit den Spitzentüchern, als der Vorhang zum zweiten Theaterstück fiel und die Mimen in Samt und Seide zu köstlicher Topform aufliefen. Das vom Onkel beabsichtige Ärgernis war perfekt, die Ehefrauen erhielten das Geschirr mit „blauen Blümeli und rosa Enteli“ vererbt und die Männer zwei nicht wirklich schöne Bilder, deren Inhalt aber wahre Schätze offenbarte.

 

2014 01 07 ABB