Am 5. 1. dem Theaterabend passieren zwei Zwischenfälle. Vorstand Roth gerät mit Schwenk Rudolf wegen des Soufflierens in die Haare; Schwenk tritt sofort aus dem Verein aus. Zum Anderen wird während des Theaters zwei Spielerinnen im Umkleideraum Geld gestohlen. Der Dieb, ein junger Sänger, wird ermittelt und wird am 29. 1. durch Schiedsspruch der Vorstandschaft auf 5 Jahre ausgesperrt.
Am 11. 1. jammert der Schriftführer, daß beim Ständchen‑Singen die Zahl der Sänger immer kleiner wird. Die Vereinskameradschaft leidet not. Am 16. 1. feiert der älteste aktive Sänger Johann Decker seinen 80. Geburtstag. Er ist seit 1900 beim Gesangverein. Am Vorabend wird der Jubilar vom Verein geehrt. Er selbst trug anschließend in der "Waldesruh" viele Lieder aus seiner Jugendzeit vor, die alle bis auf "Der Jäger hat's Büchsel verloren" in Vergessenheit geraten sind.
Am 3. 3. 58 werden die Kosten der neuen Bühneneinrichtung im "Grünen Baum" auf Kirchenchor, Gesangverein, Musikkapelle und Sportverein umgelegt. Jeder Verein zahlt 52,‑ DM; der Wirt zahlt denselben Anteil.
In der GV am 8. 3. klagt Dirigent Fahrländer über den schlechten Probebesuch im Vereinsjahr 1957, obwohl doch so viele junge Sänger im Verein sind, wie es nur noch wenige Vereine aufweisen können. Ebenso will er nicht mehr am Preissingen teilnehmen, weil nur ein materialistischer Kampf um Pokale festzustellen sei; auch werde bei der Bewertung kein Unterschied zwischen Stadt‑ und Landvereinen gemacht. Weiter rügt er die schlechte Harmonie zwischen den örtlichen Vereinen. Ein Verein holt dem anderen die Leute weg. Auch werden Theaterproben am Probenabend des MGV durchgeführt, und man holt dazu auch noch Sänger aus dem MGV. Da fühlt sich Franz Bühler angesprochen und betont, daß er auch aktives Mitglied im Sportverein sein und sich zum Sportverein noch mehr hingezogen fühle als zum MGV.
Karl Hamel schlägt den Kauf einer Notenmappe für jeden Sänger vor und die Anlegung einer Kartei über den Bestand der Theaterstücke mit Festlegung der Leihgebühren. Zur Sprache kommt auch wieder das Beerdigungssingen. Es wird festgelegt: Aktiven Sängern und Ehrenmitgliedern mit Kranzniederlegung, Eltern und Frauen von aktiven Sängern ohne Kranzniederlegung. In allen anderen Fällen nur nach Rücksprache mit den Sängern. Für das Ausleihen von Theaterstücken wird beschlossen: Gesangvereine zahlen für ein Stück 15,‑ DM, alle anderen Benutzer zahlen 20,‑ DM pro Stück. Zugleich wird die Fahnenweihe ohne Umzug für 1959 festgelegt.
In der Probe am 12. 3. wird über die Beteiligung der Sänger an Ausflügen gesprochen. Der Vorstandschaft gefällt es nicht, daß viele Sänger sich den vollen Zuschuss des Vereins auszahlen lassen, dann aber nicht mitfahren. Es wird daher festgelegt, daß diese Sänger nur die Hälfte des Zuschusses erhalten.
Streit gibt es am 16. 4. wegen der Omnibusunternehmen. Hier haben die Sänger entschieden, den teureren Pfeifer‑Bus aus Waldulm wegen seiner neueren Busse zu nehmen, statt den billigeren Meier‑Bus aus Achern mit seinen älteren Busen. Frau Meier beschuldigt nun den Schriftführer Bühler wegen Geschäftsschädigung, weil er die Sänger bei der Wahl beeinflusst habe. Einer der Sänger musste also ein Wasserträger sein. Der Verein ist verärgert und will Meier nicht mehr für Ausflüge beauftragen.
Am 1. 6. tagt der Mittelbadische Sängerkreis in Bühl und bringt die Sänger in Wut. Die Wut richtet sich gegen den Kreischormeister Moritz aus Durmersheim, der entgegen der Gruppendirigenten nur noch in Massenchören einen Erfolg für das Lied und für die Vereine sieht. Für eine solche "Demonstration des Liedes" ist nur Karlsruhe geeignet. Er wendet sich gegen die Verlegung nach Ötigheim oder nach Gaggenau und auch gegen die Unterteilung in kleinere Gruppen, um die finanzielle Belastung der kleinen Vereine zu verringern. "Das ist verständlich", so schreibt der Schriftführer, "denn auf diese Art von Riesenfesten unter Beteiligung von allen Stadt‑ und Landvereinen will sich der Mittelbadische Sängerkreis auf Kosten der Vereine nur finanziell gesund machen. Feste, die noch Volkskultur aufweisen, sollen dort gefeiert werden, wo die Menschen noch ein Herz und eine Seele dafür haben."
Am 8. 6. fährt der Verein zum 90. Stiftungsfest nach Sasbach. Es ist ausgemacht sich beim zugewiesenen Lokal zu treffen. Doch es kommen nur so wenige, daß der Verein nicht singfähig ist. Wütend über die Schlamperei der Sänger fahren die wenigen sofort nach dem Umzug heim. Der Schriftführer reagiert sich ab, indem er über die Sängerfeste berichtet als "eine Ansammlung von Menschen, die in ein wildes Treiben verfallen. Chören wird weder in den Lokalen noch im Festzelt zugehört. Der Tumult ist so groß, daß man das Singen der Vereine kaum hört, noch das eigene Wort versteht."
Nicht anders ergeht es dem Verein am 22. 6. beim 75. Stiftungsfest in Ottenhöfen. Gerade an diesem Tag macht der Sportverein seinen Jahresausflug, an dem viele junge Sänger teilnehmen, die auch im Sportverein Mitglied sind; andererseits sei das Fest auch mitten in die Kirschenernte gefallen, geben einige als Entschuldigung an.
Das Pech verfolgt den Verein auch beim 70. Stiftungsfest mit Fahnenweihe in Nesselried. Weil auf Anfragen beim dortigen Verein keine weiteren Angaben ankommen, nimmt man an, daß der Festzug zur üblichen Zeit um 14.00 Uhr beginne. Als der Verein dort ankommt, ist der Festzug schon fast vorbei; der Schriftführer hatte vergessen, den Mösbachern mitzuteilen, daß der Umzug um 13.00 Uhr beginnt. Doch, o Wunder! Der Verein ist fast vollzählig angetreten. Warum?
Ganz einfach: Strafmaßnahmen! Wer in Ottenhöfen nicht dabei war, zahlt 0,50 DM Strafe. Wer in Nesselried dabei ist, erhält 1.00 DM und das Festabzeichen. Bei der Vorstandsitzung am 21. 10. wird die Fahnenweihe zusammen mit dem 70. Gründungsfest auf den 23. und 24. Mai 1959 festgelegt. Beides soll vorverlegt werden, weil die Musikkapelle 1960 ihr 110‑jähriges Gründungsfest feiert. Doch bei der Gruppenversammlung am 22. 11. gibt es eine Überraschung. Großweier feiert vom 30. 5. bis zum 1. 6. sein 100‑jähriges Stiftungsfest. Die Achertalgruppe mit Herrn Fehr duldet nicht, daß Mösbach acht Tage zuvor ein Fest feiert, zumal Großweier schon im vergangenen Jahr sein Fest angemeldet hat. Vorverlegen kann Schwierigkeiten mit dem Wetter bringen. Später legen, heißt in die Kirschzeit kommen; dann sind keine Wagen frei für den Festumzug. Mit einem Gartenfest oder nur einem Sängerumzug will man sich nicht abfinden. Da hat Herr Fahrländer die rettende Idee: MGV und Musik sollen 1960 gemeinsam feiern.
Alle stimmen zu. Sofort will man mit der Musikkapelle verhandeln. Doch zuvor werden am 26. 11. durch Beschluss der Vorstandschaft drei junge Sänger wegen notorischen Fehlens ausgeschlossen.
Am 30. 11. wird die Möglichkeit des gemeinsamen Festes mit der Musik in der "Linde" besprochen. die Musik ist sofort mit dieser Lösung einverstanden, will aber auf keinen Fall den Sportverein dabeihaben. Der MGV ist der Meinung, daß man ohne Mithilfe des Sportvereins dieses Fest gar nicht so groß aufziehen kann. Nach langen, teilweise heftigen Debatten ist man sich einig: alle drei helfen zusammen.
Am 8.12. wird das neue Schulhaus eingeweiht. Der MGV ist auch dabei und umrahmt die Feier mit einigen Chören. Die Gemeindeverwaltung ist großzügig und lädt alle beteiligten Vereine in den "Grünen Baum" ein. Der Schriftführer berichtet: "Unser Verein erhielt 150 Biermarken zur Verteilung, das pro Kopf ca. 5 Stück traf. Jeder erhielt noch ein gutes, reichliches Essen.