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- Geschrieben von: Ewald Klumpp
- Kategorie: Zeitungsberichte
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Mösbacher Theatertradition seit 90 Jahren
Am Wochenende wieder Drei-Königs-Theater
Was fröhliche Sänger, ein weltoffener Pfarrer und allerlei blutige Edelweiß in einem Kirschendorf miteinander zu tun haben, liegt im Dunkel der Mösbacher Dorfgeschichte verborgen. Doch vor 90 Jahren fingen die Sänger des Männerchors „Eintracht“ aus Gründen der allgemeinen Erheiterung mit dem Theaterspiel an, Regie führte der Ortspfarrer Josef Nitz und präsentiert wurde das Lustspiel „Das blutige Edelweiß“, bei dessen Aufführung es mit Sicherheit turbulent zur Sache ging. Der Grundstein für eine einmalige Erfolgsgeschichte in Kreisen eines Gesangvereins war gelegt – das Kirschendorf wurde zur Hochburg des Lustspiel, denn wie sonst ist es zu erklären, dass beim Männerchor bis auf den heutigen Tag das Laienschauspiel in höchster Vollendung gehegt und gepflegt wird.
Dies können die Besucher jetzt wieder beim Drei-Königs-Theater live miterleben und genießen, wenn das Ensemble an zwei Abenden „Kaviar und Hasenbraten“ kredenzt und einmal mehr ein köstliches Unterhaltungsmenü bereit hält. Die Vorstellung am 6. Januar ist bereits ausverkauft, für den Samstag, 7. Januar, um 19 Uhr, gibt es an der Abendkasse noch einige wenige Karten.
Man schrieb das Jahr 1924, als die Verantwortlichen des MGV „Eintracht“ beschlossen, den Mitbürgern neben den „normalen“ Gesangsauftritten eine größere Veranstaltung zur Freude aller zu bieten und hierzu ein Laienspieltheater ins Leben zu rufen. Der damalige Ortspfarrer und große Förderer des Dorflebens, Josef Nitz, war von dieser Idee so begeistert, dass die Sänger bei ihm offene Türen einrannten. Der am Dorfleben sehr interessierte Ortspfarrer unterstützte die Pläne der Sänger tatkräftig und erklärte sich auch bereit, höchstpersönlich die Regie zu übernehmen. Die musikalische Leitung des Chores hatte er bereits, denn nach seinem Amtsantritt in Mösbach 1909 soll er auch den Dirigentenstab übernommen haben. Doch aus welchen Gründen auch immer sollten nach den ersten Plänen noch drei lange Jahre ins Land gehen, bis die glänzende Theater-Idee 1927 umgesetzt und erstmals zwei Theaterstücke aufgeführt wurden. Zumeist wurden in den Anfangsjahren dramatische Stücke wie „Das blutige Edelweiß“, „Das Trauringel“ und „Das Vaterunser oder unschuldig zum Tode verurteilt“ aufgeführt. Ansonsten waren die 20er Jahre wahrlich „Goldene Jahre“ für die Sänger, die 1927 erstmals an einem Sängerwettstreit in Odelshofen teilnahmen und mit dem Lied „Der Lenz zieht ein“ mit einem famosen „1-A-Preis“ nach Hause kamen. „Hohe Stimmung herrschte, als man mit dem pferdebespannten Leiterwagen abends von einem solchen erfolgreichen Feste heimkehrte“, schreibt der Chronist. Es folgten wunderbare Jahre mit Reinhold Panter, der 20 Jahre Regie führte und Stücke wie „Die Jungfern vom Bründelhof“, „Die Eisheiligen und die kalt Sophie“ oder der „Gockel-Krieg“ auf die Bühne kamen. Von 1998 bis 2011 leitete Arthur Wilhelm das Ensemble mit „De Deifi und die Kramerin“, „Die Bürgermeisterwahl“ oder „Der ledige Bauplatz“ richtige Knaller inszenierte. Nach einem kurzen Intermezzo von Oliver Erdrich übernahm Hans Peter Doll die Regie, der selbst jahrzehntelang in glänzenden Hauptrollen über die Bühne wirbelte und nun „Kaviar und Hasenbraten“ serviert. Noch immer aber ist ungeklärt, wie in Mösbach ein „Dreimonatskind“ zur Welt kommen und der Klapperstorch ein Findelkind ausgerechnet vor der Haustür von drei überzeugten Junggesellen ablegen kann. Roland Spether