Zwei Theaterabende mit 800 Zuschauern in Mösbach beim Männerchor Eintracht mit großen Turbulenzen

Achern-Mösbach. Dass Mösbach als idyllisches Dorf zwischen Obst und Reben über Nacht zu einem Zentrum für fromme Pilger auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela wurde, auf Gäste von überall her spekulierte und sich dabei zwei ziemlich merkwürdige „Pilger“ mit Diebesgut unter den Talaren einhandelte, war dem Männerchor „Eintracht“ zu verdanken.

„Gib mir das Diebesgut, damit ich es unterm Nonnenkleid verstecke.

 Schwester Eulalia

Gespielt von Verena Reith

Denn dessen Theater-Ensemble um Regisseur Hans Peter Doll hatte mit der Komödie „Bauernschläue“ ein Stück inszeniert, bei dem die viel gerühmte ländliche Idylle in einem Bauerndorf zur höchsten Freude von nahezu 800 Besuchern an zwei Abenden gehörig ins Straucheln geriet. Denn ein bauernschlauer Akteur nach dem anderen erschien im Rampenlicht der Dreikönigs-Bühne, versuchte das Beste aus seiner Situation zu machen und heil aus den köstlichen Turbulenzen herauszukommen. Dies getreu dem Motto: „Es ist kein Unglück so groß, als dass nicht noch ein kleiner Vorteil dabei herausspringt.“ Dass Hans Peter Doll mit dem Lustspiel mit leicht kriminellen Zügen einen absoluten Volltreffer landete, wurde bereits recht zeitig kurz nach der Begrüßung des Vorsitzenden Manuel Klumpp nach den ersten Szenen mit viel Lachfaktor deutlich. Denn der Hofbauer Albert Jacobs (Matthias Streck) ging liebend gerne der Arbeit aus dem Weg, legte stattdessen genüsslich auf dem „Bänkel“ eine Pause nach der anderen ein. Dies brachte seine Ehefrau Babett (Maria Doll) schier zur Weißglut, zumal auch Sohn Siggi (Hansjörg Doll) in die Fußstapfen des Vaters trat und sehr chillig den Arbeitstag zwischen Heuschober und Kuhstall gestaltete. 

Dieses bäuerliche Leben der etwas anderen Art spielte vor einem Prachtstück an Kulisse, die Norbert Klumpp und Manfred Doll mit so viel Liebe zum Detail gestaltete, dass er einem Mösbacher Bauernhof täuschend echt war, sogar ein spezielles „Häusle“ mit Herzguckloch hatten und mit einer Leiter im Heuschober eine zweite Spielebene eröffnete. Das war genial und sorgte für zusätzlichen Spaß, wenn die Protagonisten auf der Leiter hinauf und hinab „krabbelten“ und erahnen ließen, was sich nächstens unter den „frommen“ Pilgern in dem rustikalen Heubett abspielte.

Denn Schwester Eulalia (Verena Reith) und Pater Eugen (Timo Doll) waren die kompletten Fakes. Der leicht einfältige Pater entpuppte sich als gerissener Gauner und überfiel kurz zuvor ein Schmuckgeschäft, während die angeblich pilgernde Schwester an sich nahm: „Schnell gib es mir, damit ich das Diebesgut unter mein Nonnenkleid versteck.“ Nur gut, dass Materna (Annette Ohnmacht den Überblick über den Schlamassel behielt und jedem mächtig Dampf machte. Dabei zog der Bürgermeister Oskar Wildmeier (Marcel Doll) sang und klanglos den Kürzeren, den Pilgerweg an seinem Hotel vorbeizuführen und dabei kräftig abzusahnen. Als dann auch noch der bestohlene Juwelier Ewald Goldschmidt (Ewald Klumpp) mit schmerzenden badischen Füßen in Pariser Schuhen nebst seiner heiratswilligen Tochter Bienchen (Sara Müller) auf der Bildfläche erschien, war der Kessel am Dampfen. As Diebesgut wurde im Misthaufen entdeckt, Schwester und Pater wanderten in den Knast und Bienchen mit hübschen Zöpfen sucht noch immer den Traummann ihres Lebens. 

2025 01 07 abb