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- Geschrieben von: Ewald Klumpp
- Kategorie: Chronik
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Die Vereinsfahne ist sehr mitgenommen. Sie hat eine Schönheitsreparatur nötig, Aber die Auskunft der Heidelberger Fahnenfabrik Schmid ist niederschmetternd. Das gute, alte Stück ist nur unter größtem Kostenaufwand zu reparieren. Eine Neuanschaffung ist unumgänglich. So entschließt man sich nach Rücksprache mit den Sängern und nach Einholung verschiedener Angebote mit dem Profit aus dem Heimatfest bei der Fahnenfabrik Schmid eine neue zu bestellen. Sie wird auch prompt geliefert und soll 1960 beim 70-jährigen Stiftungsfest geweiht werden.
Nicht zufrieden ist der Verein inzwischen mit Bürgermeister Bürk, weil er auch dieses Jahr wieder nicht zur GV des Vereins erscheint. Als der Verein anmarschiert, um zur Silberhochzeit zu gratulieren, ist das Paar verreist. Durch ein Faß Bier ließen sich die Sänger wieder besänftigen.
Am 9. 2. feiert das Ehepaar Wilhelm Häß und Frau Lydia geb. Hähnle ihre Goldene Hochzeit. Die Musikkapelle begleitet das Jubelpaar zur Kirche und umrahmen mit dem MGV und dem Kirchenchor den Gottesdienst. War dieses Jubelpaar etwas Besonderes? O ja! Frau Häß war von 1908 bis 1951 die Hebamme im Dorf. Nach einem Zeitungsausschnitt hat sie während ihrer mit großer Gewissenhaftigkeit ausgeübten Berufszeit etwa 1000 Kindern ins Leben verholfen. So ist dieser Tag ein Freudentag für die ganze Gemeinde.
Doch wenige Tage danach ist alle Freude vergessen. Die Vorstandschaft trägt nichtsahnend ein Pulverfaß in die GV am 23. 2. 57, zu dem ein Sänger den notwendigen Funken liefert. Zunächst ist man böse darüber, daß immer weniger passive Mitglieder zur GV kommen. Jetzt stellt Franz Huber in seinem Kassenbericht die Bombe auf den Tisch. Unbekümmert gibt er bekannt, daß die Vorstandschaft etwas Wertbeständiges gekauft habe: eine Schreibmaschine.
Eine Schreibmaschine!?!? Ohne Wissen der Sänger!?!? Kann der Schriftführer und Rechner Huber nicht mehr mit der Hand schreiben? Ein Tonbandgerät ist doch viel wichtiger! Auch Karl Hamel, 11. Besitzer, meint daß er für das Tonbandgerät war, aber bei der Vorstandschaft kein Gehör fand. Jetzt wird die Sache persönlich. Josef Baudendistel gerät mit einem Sänger so arg aneinander, daß dieser sofort aus dem Verein austritt. Als nun Rechner Franz Huber sich an Karl Sutterer V. wendet, der als erster das Schreibmaschinen‑Problem angeschnitten hat, daß die Kritik nicht von ihm allein, sondern auch von Hintermännern komme, da fühlt sich ein anderer Sänger angesprochen, weil er hinter Karl Sutterer sitzt, springt auf und droht Huber "mit dein Bierglas unter Ausstoßen von schmählichen Worten." Doch da meldet sich der richtige Hintermann: Er gibt zu, daß er der Schürer ist, aber nichts gesagt hat, weil die Vorstandschaft doch immer alles so hinbügelt, daß sie recht hat.
Damit ist nicht genug. Er zündet noch das zweite Pulverfaß: Probenbesuch. Er will wissen, warum nur das harmlose Probelaufen für den Erhalt eines Weinrömers gezählt wird, nicht aber die Teilnahme an Beerdigungen, Hochzeiten oder Stiftungsfesten. Hier hat er das ganze Jahr nie gefehlt und muß doch wegen des Vereins seine Arbeit im Betrieb verlassen. Als nun gar einjunger Bauernsohn sagt: "Die Fabriker können das auch machen! wir haben Arbeit!", da gibt es einen wilden Aufschrei, und es "hagelt unendlich lang aufeinander herunter." Das ist nicht gut für die bevorstehende Vorstandschaftswahl! Die gesamte Vorstandschaft stellt ihre Ämter zur Verfügung und lehnt strickt eine Neuwahl ab. Vorschläge werden mit: "Mach's wer's will! abgetan. Die Wahlleitung wechselt von Gemeinderat Hund zu Gemeinderat Schott und von ihm zum Chorleiter Fahrländer. Dieser regt sich so auf, daß er das Lokal verlassen muß, um sich zu erholen.
Es sieht trostlos aus. Alle laufen in der "Linde" durcheinander und schimpfen, und jeder will es besser wissen. Nach 5 Stunden Händel beschließt die Wahlleitung, daß ein neuer Termin für die GV angesetzt wird, und daß die alte Vorstandschaft bis dahin die Leitung des Vereins beibehält. Dem wird zugestimmt. "Auf jeden Fall war es ein trostloses Bild für den Verein," so der Schriftführer, "als nach Mitternacht jeder einzeln schimpfend oder mit Wut geballt das Lokal verließ." Eine größere Sängerzahl führt die Debatte in der "Linde" noch inoffiziell bis in den Morgen weiter.
Am 13. 3. wird die GV wiederholt. 39 Sänger sind erschienen, fast vollzählig, stellen alle fest. Paul Hertel wird Wahlleiter und bringt es fertig, daß Fritz Roth (31 Stimmen) den Posten des 1. und Josef Baudendistel (28 Stimmen) den Posten des 2. Vorstandes wieder übernehmen. Rechner und Schriftführer Franz Huber ist nicht mehr bereit; er wohnt zu dieser Zeit auch schon in Önsbach. So wird für ihn Franz Bühler (38 Stimmen) und für Karl Hamel als 11. Beisitzer Karl Bürk gewählt. Die größte Auseinandersetzung im gesamten Vereinsleben ist damit gütlich beigelegt.
Chorleiter Fahrländer erkrankt. Junglehrer Erwin Knäbel springt ein, als der Verein der "Goldenen Hochzeit" von Rudolf Baudendistel und Frau Hermine singen soll. Noch einmal geraten anschließend Vorstand Roth und Sänger Braun im "Grünen Baum" aneinander. Braun wird wegen seines Verhaltens sofort ausgeschlossen.
Am 3. 7. wird der langjährige Rechner und Schriftführer durch ein Sängerehrenglas mit der Widmung: "Zur Erinnerung an den Männergesangverein "Eintracht" Mösbach gewidmet Franz Huber." geehrt.
Am 22. 7. übergibt Schriftführer Bühler Herrn Knäbel und seiner Frau Astrid ein Geschenk zu ihrer Hochzeit nach Stollhofen. Knäbel hilft immer noch aus. um den Verein finanziell zu entlasten, spendet jeder Sänger 0.70 DM! Am 1. 9. singt der Verein zur Eröffnung der Weinstube "Waldesruh". Obwohl sternklarer Himmel ist, fallen doch Regentropfen auf die Notenblätter, was alle sehr verwundert. Das Naturwunder wird schließlich enträtselt, als man an einem dunklen Fenster den Sohn Theo Schott entdeckt, der mit einer Wasserpistole den Verein einregnet.